Projekte

Im Visier! Lovis Corinth, die Nationalgalerie und die Aktion „Entartete Kunst“ (2025)

Die Alte Nationalgalerie Berlin (ANG) wird vom 18. Juli bis zum 02. November 2025, anläßlich des 100. Todestages Lovis Corinths (1858–1925), eine von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz geförderte Sonderausstellung unter dem Titel Im Visier! Lovis Corinth, die Nationalgalerie und die Aktion „Entartete Kunst“ ausrichten. Dabei wird die ANG organisatorisch und finanziell von der Lovis Corinth Gesellschaft e. V. (LCG) unterstützt, die sich ihrerseits bei der Christa und Nikolaus Schües Stiftung, der Franz-Wirth-Gedächtnis Stiftung, dem Weingut Gustav Georg Huff und den LCG Mitgliedern für in diesem Zusammenhang geleistete Spenden bedankt.

Alte Nationalgalerie Berlin
Alte Nationalgalerie Berlin

In dieser Sonderausstellung beleuchtet die Alte Nationalgalerie in einer künstlerisch konzentrierten Konzeption das Schicksal der Werke des Künstlers und seiner Frau, der Malerin Charlotte Berend-Corinth (1880–1967), in der Sammlung der Nationalgalerie. Im Fokus der Ausstellung stehen die unterschiedlichen Provenienzen der Bilder: Die Bestände der Nationalgalerie werden ergänzt durch Gemälde, die aufgrund der nationalsozialistischen Aktion „Entartete Kunst“ in andere Museen gelangten und nun eigens für die Ausstellung temporär zurückkehren.

Mit über zwanzig teils großformatigen Ölgemälden besitzt die Nationalgalerie einen umfangreichen und wichtigen Bestand an Werken des einflussreichen Malers und Grafikers Lovis Corinth (1858–1925). Als Gründungsmitglied der Münchner und ab 1901 der Berliner Secession lassen die Werke der Nationalgalerie nicht nur seine stilistische Entwicklung vom Berliner Impressionismus zum Expressionismus nachzeichnen. Porträts wie die des Malers Walter Leistikow (1900), des Kunstkritikers Hans Rosenhagen (1899) oder das Familienbild seines Malerkollegen Fritz Rumpf (1901) zeigen das künstlerische und gesellschaftliche Netzwerk, in dem der Maler agierte. Insbesondere über den Kontakt zu Walter Leistikow erschlossen sich dem Wahlberliner neue Kontakte zu Auftraggebern, Museumsdirektoren und Kollegen.

Noch im Jahr seines Umzugs nach Berlin, hatte Lovis Corinth im Berliner Hansaviertel eine „Malschule für Akt und Portrait“ gegründet, an der er auch Künstlerinnen unterrichtete. Der Unterricht als lukrativer Nebenerwerb, entwickelte sich für ihn zunehmend auch zu einer künstlerischen Bereicherung. Häufigstes Modell sowie gleichzeitig Muse und Geliebte war eine seiner ersten Schülerinnen: Charlotte Berend. 1904 heiratete er die Malerin, die sich als Mutter, Ehefrau, Managerin und spätere Nachlassverwalterin um die häuslichen, gesellschaftlichen sowie um zahlreiche künstlerische Belange ihres Mannes kümmerte und ihre eigene Karriere hierfür zurücksteckte. Erst in den letzten Jahren gelangte zunehmend auch ihr eigenes künstlerisches Werk in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Neben zahlreichen Werken, für die sie ihrem Mann Modell saß wie „Donna Gravida“ (1909), „Frau mit Rosenhut“ (1912) oder „Mutterliebe“ (1911), bewahrt die Neue Nationalgalerie auch Werke von Charlotte Berend-Corinth selbst auf, darunter ihr bedeutendes Ölgemälde „Selbstbildnis mit Modell“ (1931) oder das Werk „Toledo“ (1925), das ebenso wie zahlreiche Werke ihres Mannes von den Nationalsozialisten als „entartet“ deklariert wurde.

Knapp 300 Bilder des Malers Lovis Corinth wurden 1937 beschlagnahmt, darunter ein nicht unerheblicher Teil von Werken aus der Sammlung der Nationalgalerie wie beispielsweise sein am Walchensee entstandenes Selbstbildnis von 1923. Durch systematischen Ankauf und Tausch war bis zu diesem Zeitpunkt der Bestand der Nationalgalerie auf 15 Corinth-Gemälde angewachsen, der von einem umfangreichen Bestand an Grafiken komplettiert wurde. Einen Großteil dieser Werke konnte die Nationalgalerie 1923 anlässlich des 65. Geburtstag des Malers auf einer Ausstellung präsentieren, nur drei Jahre darauf fand in Berlin auch die posthume Gedenkausstellung statt, die den am 17. Juli 1925 verstorbenen Künstler würdigte. 1967 folgte schließlich auch die Gedächtnisausstellung zu Ehren seiner in diesem Jahr verstorbenen Frau, der Malerin Charlotte Berend-Corinth.

Im Jahr 2025, in dem sich der Tod von Lovis Corinth zum 100. Mal jährt, zeigt die Alte Nationalgalerie eine Sonderpräsentation mit Werken aus ihren Beständen, punktuell ergänzt durch Leihgaben. Kontakt: Dr. Dieter Scholz, Kurator der Alten Nationalgalerie (d.scholz@smb.spk-berlin.de).

Spenden sind weiterhin willkommen, um bis zur Ausstellungseröffnung noch stetig „kleine Verbesserungen“ finanzieren zu können. Bitte nutzen Sie dazu unser Spendenkonto. Dank im Voraus!

Verglasung Lovis Corinth Bildnis „Emmi Sieger“ (2024)

Bildnis Emmi Sieger
Bildnis Emmi Sieger
1896, Öl auf Leinwand
Eigentümer Kunsthistorisches Museum Rostock

Das Kulturhistorische Museum Rostock (KHMR) ist im Besitz zahlreicher Grafiken von Lovis Corinth sowie eines sehr schönen Gemäldes, das Bildnis „Emmi Sieger“. Es zeigt die Frau des Malers Rudolf Sieger, erster Schüler Corinths und später dessen enger Freund.

Um dieses ganz besondere Kunstwerk noch besser gegen Umwelteinflüsse zu schützen und für die nachfolgenden Generationen zu bewahren, hat die Lovis Corinth Gesellschaft im Zuge des „Networking“ mit dem KHMR im Januar 2024 die Verglasung und die Konservierung des historischen Rahmens in Auftrag gegeben. Die restauratorischen Arbeiten leistete die bekannte, in Saarbrücken lebende Diplomrestauratorin Svea-Kristin Köhler. Bei einem Pressetermin im KHMR wurde am 11.04.24 das im neuen Glanz erstrahlende Werk der Öffentlichkeit in Anwesenheit des Leiters des Museums, Herr Dr. Steffen Stuth, der Kuratorin der Kunstsammlung, Frau Dr Susanne Knuth und Vertretern der LCG zugänglich gemacht. Siehe auch: Neuigkeiten_Infobrief 2024/01.

Rahmenrestaurierung Lovis Corinth Gemälde „Blick auf den Köhlbrand“ (2022)

Als in Hamburg gegründeter Verein hat die Lovis Corinth Gesellschaft e. V. schon sehr früh begonnen, eine enge Zusammenarbeit mit der Hamburger Kunsthalle zu entwickeln, die in ihren Fundus über 20 bedeutende Lovis Corinth Gemälde und hunderte von Grafiken verfügt. Als erste öffentliche Veranstaltung der LCG hat diese zu einer Lovis Corinth Führung schon im Dezember 2018 in die Hamburger Kunsthalle eingeladen. Bereits einen Monat später fand dann ein Antrittsgespräch bei Prof. Dr. Alexander Klar, Direktor der Hamburger Kunsthalle, statt, in dem Perspektiven der weiteren Zusammenarbeit entwickelt wurden.

Diese wurde dann in der Folgezeit zusammen mit Frau Dr. Karin Schick, Leiterin Sammlung „Klassische Moderne“, schrittweise mit Leben gefüllt, auch in schwierigen Covid Zeiten. Neben vielen Hilfestellungen von Frau Dr. Schick in künstlerischen Belangen, und einer persönlich übernommenen Führung 2022 im Rahmen der Austellung „IMPRESSIONISMUS – DEUTSCH-FRANZÖSISCHE BEGEGNUNGEN“ (mit zahlreichen Lovis Corinth Gemälden) hat sich die LCG noch im gleichen Jahr dazu bereit erklärt, eine von der Kunsthalle seit Langem geplante aber aufgrund von Budgetrestriktionen nicht durchgeführte Rahmenrenovierung des Gemäldes „Blick auf den Köhlbrand“ zu finanzieren.

Diese Rahmenrenovierung, „aus Alt mach Neu“ (siehe oben rechts) fand in der eindrucksvollen Restaurationswerkstatt der Hamburger Kunsthalle statt und lag in den engagierten, fachfraulichen Händen der Diplomrestauratrin Nicoline Zornikau. Das Gemälde mit restauriertem Rahmen wurde Ende 2022 der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht und konnte Anfang 2023 von einer kleinen Delegation der LCG im Museum bewundert werden, einschließlich einer umfassenden Einführung von Frau Zornikau in die Kunst der Renovierung an ihrer Wirkungsstätte.

Vermittlung Kulturspende Walchensee-Museum (2018/2019)

Die besondere Gründungsgeschichte der Lovis Corinth Gesellschaft hatte, wie beschrieben, Ihren Ursprung in der zufälligen „Entdeckung“ des Geburtshauses des Künstlers im Rahmen eines Hafenhinterlandprojektes für den Hafen Kaliningrad (im Auftrag des Hamburger Senates) im Jahre 2008. Als dann der Verein 2017 endgültig gegründet war, wurde dieser bereits 2018, auf der Umschau nach „Lovis Corinth Akteuren“ am Lebensende von Lovis Corinth fündig. Am Walchensee, an dem Lovis Corinth von 1919 bis 1925 die letzen, sehr schöpferisch, expressionistisch geprägten Jahre seines Künstlerlebens überwiegend verbrachte.

Nach ersten telefonischen Kontakten wurde eine LCG Delegation zur Feier des 160. Geburtstages von Lovis Corinth am 21.07.2018 ins Walchensee-Museum eingeladen. Das Walchensee-Museum ist eine private, von der Friedhelm-Oriwol-Stiftung finanzierte Einrichtung, die vom Stiftungsvorsitzenden Friedhelm Oriwol und seiner Frau Inge, beide zwischenzeitlich LCG Mitglieder, persönlich, mit gelegentlicher lokaler Unterstützung, vornehmlich an langen Wochenenden (außerhalb der Winterzeit) organistorisch und künstlerisch betreut wird. Die schließt hochinterssante, individuelle Führungen (nach Anmeldung und spontan) durch den Hausherrn, mittlerweile bereits im 92. Lebensjahr, ein.

Walchensee-Museum

Walchensee-Museum, ehemaliges Postgebäude in Urfeld, direkt am See gelegen und unweit des Sommerhauses von Corinth, das sich jetzt in Privatbesitzt befindet und der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.

Vor diesem Lebenszyklus-Hintergrund Lovis Corinths hat sich dann auf Anregung und durch praktische Vermittlung der LCG eine Kulturspende des Walchensee-Museums in den Jahren 2018/2019 an die Kaliningrader Kunst Galerie (Kaliningrad Art Museum / KAM) entwickelt. Insgesamt konnten 4 Lithographien durch die LCG an das KAM im Auftrag des Walchensee-Museums übergeben und jeweils mit großer Freude und Dankbarkeit entgegengenommen werden. Im Juli 2019 wurden im Rahmen der Feierlichkeiten zum 161. Geburttages Lovis Corinths in einer Zeremonie, zusammen mit der engagierten KAM Direktorin und Corinth Expertin, Frau Galina Sabolotskaja, einer Vertreterin des regionalen Kulturministerium, Mitgliedern einer LCG Delegation und in Anwesenheit des Kulturattachees des deutschen Konsulats, die Spenden auch offiziell gewürdigt. Die Grafiken aus dem Walchensee-Museum ergänzen im KAM eine Schenkung der Zeit Stiftung aus dem Jahr 2005 von insgesamt 80 grafischen Werken, durch die erstmals wieder Werke Lovis Corinths in dessen Heimat ausgestellt werden konnten.

Lithographie Brandenburger Tor

Erste Spende 2018 Walchensee-Museum an das KAM : Lithographie „Brandenburger Tor“ Lovis Corinth (unsigniert / „Künstlerexemplare“), 1920

Offizielle Spendenübergabe

Offizielle Spendenübergabe dreier weiterer Corinth Grafiken aus dem Fundus des Walchensee-Museums an das KAM am 16.07.2019

Neben der weiteren Unterstützung beim Aufbau einer eigenen Lovis Corinth Abteilung im KAM war es auch ursprünglich ein gemeinsames Ziel von KAM und LCG, das Geburtshaus Lovis Corinths, das vom regionalen Kultur- und Tourismiusministerium und der Stadtverwaltung Gvardjevsk (vormals Tapiau) dem KAM als Außenstelle zugeordnet wurde, für die Nachwelt zu erhalten. Die LCG wollte sich dabei vorrangig um die technische Innenausstatung und künstlerische Ergänzungen kümmern, was allerdings Covid 19-bedingt und aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine nicht umgesetzt wurde. Alle offiziellen Kontakte sind seit Februar 2022 eingestellt. Das Geburtshaus wurde zwischenzeitlich mit finanziellen Mitteln der Regionalverwaltung „architektonisch rekonstuiert“ und im Mai 2022 offiziell eröffnet.

Geburtshaus Lovis Corinths nach "Architektonischer Rekonstruktion"

Geburtshaus Lovis Corinths nach „Architektonischer Rekonstruktion“

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